Liebe Freunde,
endlich ist es soweit – das Material ist nach langer Irrfahrt angekommen und die ersten Arbeitsergebnisse liegen vor …
Aufgrund vieler Anfragen, ob es die neun »Primavera Blues Grüße« auch einzeln gäbe – nein, leider nicht, sie sind Teile eines großen Gesamt – habe ich mich entschlossen, sie in Grafik umzusetzen.
Das kommt meiner bisherigen Arbeitsweise entgegen: Spiele ich doch oft einen Protagonisten in den verschiedensten Techniken durch – aus einer Skizze wird eine Skulptur, ein Ölgemälde oder eine Grafik … mit den jeweils ganz eigenen Ausdrucksmöglichkeiten.
Die Grafik – ich bevorzuge grundsätzlich die Kaltnadelradierung – hat den Vorteil, dass sie in kleiner Auflage gedruckt werden kann. Im vorliegenden Fall werden es jeweils 15 Exemplare pro Motiv sein.
Um Euch bei meinem Arbeiten ein wenig mitzunehmen, gibt es eine kleine Serie von Fotos, die die sehr vielfältigen Prozesse dokumentieren.
Phase I – Atelier
»Spurensuche« – ich schleudere die Zinkplatte über den rissigen Zementboden, springe darauf herum, versehre sie.
Die Kratzer entstehen ebenso absichtslos, rhythmisch und dicht wie sich Schnee auf Tannenbäumen verteilt. Sie ergeben eine Struktur – ein fast textiles Gefüge – in dem sich die Protagonisten einzurichten wissen.
Für die dunklen Felder ist die Dremel im Einsatz, eine Art Handbohrer. Strich für Strich für Strich wird eng nebeneinander gesetzt, soll es noch dunkler werden, wird das Linienfeld kreuzweise überlagert. So entstehen auch die unterschiedlichen Farbvaleurs.
Je tiefer eine Linie mit dem Stichel hineingeschnitten wird in die Platte, desto schwärzer wird sie. Körperkraft pur ist angesagt – es reicht bei Weitem keine aus der Hand gezeichnete Linie. Benutzt wird, von der Diamantnadel für feine Striche angefangen, auch selbstgefertigtes Werkzeug (einem mit der Flex angeschliffenen, groben Schraubenzieher) für die tiefen, breiten Schrunde.
Ich folge der »Choreographie« des großen Blaubildes.
Eine zusätzliche Schwierigkeit, die sich nur mit Improvisation umschiffen lässt, ist, dass die bearbeiteten Zinkplatten wenig visuell veranschaulicht werden können – es bleibt alles silbrig blitzend.
Sie werden erst sichtbar (auch für den Künstler), wenn die Druckerfarbe in die tiefliegenden Linien gerieben ist. Um dies zu simulieren, habe ich zur Schuhcreme gegriffen.
DAS IST NOCH WEIT ENTFERNT VOM TATSÄCHLICHEN DRUCK!
Et Voilà
»Lied der Liebe und Freiheit«, Kaltnadelradierung 40 x 40 cm, 2020
Es ist ein längerer und interessanter Weg, wir Ihr seht – aber am Ende weiß jeder von Euch wie meine Kaltnadelradierungen entstehen. Wie aufwendig diese Technik ist und wie spannend.
Dass abertausende Striche »radiert« werden müssen bis ein dichtes Resultat vorliegt …
Von nun an bekommt Ihr jeden Tag einen neuen Plattengruß …
Phase II – Leipziger Kunstdruckerei
Die fertigen Zinkplatten werden anschließend zu meinen beiden Kunstdruckern, Jeanette und Reinhard Roessler, nach Leipzig geschickt, die sie mit ihrem »Zaubersalz« weiterbearbeiten.
Die Platten sollen in unterschiedlichen Blautönen realisiert werden.
Auch hier werden alle komplexen Arbeitsschritte mit Fotos dokumentiert bis hin zum schlussendlichen Druck.
Phase III – Atelier
Die fertigen Originalgrafiken werden mir wieder zugesandt, nummeriert, signiert und auf Wunsch handkoloriert.
Die Blätter sind dann als Einzeldrucke, als Mappe oder im Zusammendruck verfügbar.
Mit einem lieben großen Gruß
und morgen geht es weiter …